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Aktuelles | 06.11.2023

BUNDESWEIT ERSTER BÜRGER:INNENRAT ZUM SCHUTZ VOR SEXUELLER GEWALT IN GIESSEN GESTARTET

30 Bürger:innen entwickelten heute in Gießen Empfehlungen, wie der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt vor Ort besser gelingen kann und welche Herausforderungen es dabei gibt.

Berlin, Gießen, 04.11.2023. Im Rahmen der bundesweiten Kampagne gegen sexuellen Kindesmissbrauch des Bundesfamilienministeriums und der UBSKM „Schieb deine Verantwortung nicht weg!“ haben heute die Missbrauchsbeauftragte und die Gießener Beratungsstelle Wildwasser zu einem Bürger:innenrat im Bürgerhaus Kleinlinden eingeladen.

Aktuelle Zahlen besagen, dass pro Schulklasse ein bis zwei Kinder betroffen sind. Sexuelle Gewalt wird letztlich jederzeit und überall verübt. Es braucht uns Erwachsene, um Kinder und Jugendliche künftig besser zu schützen. Doch wie kann dieses „Schützen“ konkret vor Ort aussehen? Welche Hürden müssen hierfür abgebaut werden, damit Schutz greifen kann? Welche Unterstützung braucht es dafür? Wie erreichen wir, dass alle Erwachsenen in die Verantwortung gehen und sich informieren, was sie konkret tun können? Es sind komplexe Fragen, die sich der Bürger:innenrat mit Unterstützung von Fachkräften im Bereich Kinderschutz vorgenommen hat.

Damit ist der Bürger:innenrat in Gießen eines der ersten Projekte, das die Kampagne „Schieb deine Verantwortung nicht weg!“ praxisnah aufgreift und in die Kommune trägt. „Der Bürger:innenrat hat Modellcharakter“, so die Beauftragte Claus, „Erfahrungen, die wir jetzt in Gießen machen, werden wir im Rahmen der Kampagne dokumentieren. So können sie Vorbild für weitere Kommunen sein, die dieses Material nutzen und geeignete Bausteine übernehmen können. Uns geht es mit der Kampagne darum, den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt ganz konkret auf der kommunalen Ebene und damit direkt vor Ort umfassend zu verankern.“ Ein Bürger:innenrat, der solche Prozesse mit initiiert und begleitet, sei hierfür ein spannender Ansatz, so Claus, und biete eine gute Möglichkeit, kommunale Verantwortung möglichst breit aufzustellen.

Ziel des heutigen Austausches des Bürger:innenrates in Gießen war es, sich damit auseinanderzusetzen, wie Unsicherheiten im Umgang mit dem Thema sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen überwunden werden können - eine wesentliche Frage, damit kommunale Anstrengungen auch erfolgreich in der Fläche ankommen. Gleichzeitig ging es um die Frage, welche begleitenden Strukturen und Unterstützungsmöglichkeiten dazu beitragen können, dass Bürger:innen aktiv werden und auch aktiv bleiben können. Konkret ging es darum, was es genau braucht, damit der Schutz vor sexueller Gewalt in Gießen für alle Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen möglich wird.

Julia Birnthaler von Wildwasser: „Unsere Beratungsstelle hier in Gießen gibt es seit 33 Jahren und wir arbeiten bereits eng mit anderen Institutionen aus der Jugendhilfe oder zum Beispiel auch mit der Polizei, den Gerichten und Schulen zusammen. Mit dem Bürger:innenrat wollen wir uns aber der Frage stellen, welche Fragen und Ideen Bürgerinnen und Bürger haben, die keine Kinderschutzexperten oder Fachkräfte sind und was sie aus ihrer Perspektive für einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen einbringen wollen beziehungsweise an Unterstützung bräuchten.“ Für viele Menschen sei die Vorstellung, ein Kind, das sie kennen, könnte betroffen sein, sehr unangenehm, so Birnthaler, und die Frage, was dann zu tun wäre, ob und wie sie ein Kind ansprechen könnten, verunsichere Menschen sehr. „Wir erhoffen uns also auch Antworten darauf, was wir wie in unserer Arbeit tun können, damit die Hürden geringer werden, über sexuelle Gewalt zu sprechen.“

Die im Bürger:innenrat zusammengetragenen Erkenntnisse und Empfehlungen werden am 29. November der Missbrauchsbeauftragten Kerstin Claus sowie dem Gießener Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher überreicht, damit die Vorschläge über die dortigen städtischen Strukturen weiter in die Fläche gebracht werden können, aber auch auf Bundesebene ankommen.

Die gemeinsame Kampagne „Schieb deine Verantwortung nicht weg!“ der Bundesfamilienministerin und der UBSKM wurde im November 2022 gestartet und geht am 13. November in eine zweite Phase: Ein Schwerpunkt der Kampagne liegt 2023/24 auf „Good Practise“-Projekten vor Ort, durch die lokalen Netzwerke und kommunale Initiativen gestärkt werden sollen. Durch die Zusammenarbeit von Fachpraxis, Politik und Zivilgesellschaft sollen nachhaltige regionale Bündnisse zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt erreicht werden.

Weitere Informationen

Good Practice: Ideen & Impulse

Wildwasser Gießen e. V.

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